Dichten

Einige Kantoreimitglieder können nicht nur singen, sondern auch dichten…


Aus Dietrichs Reime-Schmiede


Die Wochenendprobe

Zweiundneunzig Sänger sitzen,
manche schwätzen, manche schwitzen,
hier im Rund, damit gelänge
wohl das Werk, all der Gesänge,
die der Künstler Mendelssohn
fein gesetzt hat, Ton für Ton.

Vorne steht dafür nur einer,
der beseelt ist, wie wohl keiner,
meint, er schafft was mit der Meute,
möglichst alles und noch Heute;
wenn man trefflich nur geprobt,
singt man schließlich wie gedopt.

Lockenpracht wird durchgeschüttelt,
mit den Armen wird gerüttelt,
dass der Takt auch richtig sei,
nicht versinkt im Einheitsbrei.
Präzision und Harmonie
gäb es ohne Einsatz nie.

„Ja, das ist’s, 30 Prozent,
so man jetzt hier schon erkennt,
dass die Löcher sind geschlossen
und der Glanz ist ausgegossen.
Falsch! Habt ihr es auch gehört?
Nicht getört, das heißt gestört,
denn die „T“s, die müsst ihr spucken,
notfalls muss sich einer ducken.“

„Jeder Sänger hat drei Augen.“
Will er ständig etwas taugen,
schaut er zu dem Dirigent,
sonst den Einsatz er verpennt.
Und ein Blick auch in die Noten,
ab und zu ist wohl geboten.
Doch das dritte sieht dabei
Publikum und Allerlei,
mal von unten, mal von oben. –
Manche sehr den Anblick loben.

Und der Dirigent gibt kund,
dabei blickt er wach ins Rund,
dass die Mühe sich wohl lohne
für die Schönheit von dem Tone,
der stets kommt aus Bauch und Mieder. –
Mittwoch singen wir schon wieder.

Dietrich Schön-Fritz, Groß Väter, 8. Nov 08, entstanden beim gemeinsamen Probenwochenende von Kantorei und Bach-Chor unter Leitung von Achim Zimmermann zur Vorbereitung des Paulus im Herbst 2008.

Probenwochenende in Magdeburg

Es scheint so, dass hier auf der
Erden die Sangeskunst kann besser werden,
wenn nur geprobt man richtig hat,
zum Beispiel hier in dieser Stadt.

Geläufigkeit der ganzen Kehle,
damit man nicht den Ton verfehle,
wird nun zunächst erst antrainiert,
Glissando läuft dann wie geschmiert
und mit Schmorzando abgerundet
klingt wohl der Ton, sodass er mundet.
Folgt Dur auf Sinti-Roma-Moll
und klingt es nicht, ist’s einfach Doll.

Nun mit (total) vermindertem Akkord
man setzt die Probenreise fort.
Wir schwelgten bald in Dissonanzen,
Kadenzen, Harmonie-Romanzen.

Da war Gekicher und Geschluchze,
Gejohle und auch hold Gejuchze.
Doch Helmut wollte einfach mehr,
nicht nur die Töne störten sehr:
„Wenn man dem W mehr abgewönne,
mit Lippenpressung es begönne,
sodass die lieblich Wohnung walle,
wird’s wohl erwogen bei ihr’m Schalle.“

War der Gesang auch manchmal kläglich,
der hohe Ton fast kaum erträglich,
des Abends wurd‘ mit Stimmgewalt geredet,
dass die Kneipe hallt.

Das Bier floss reichlich in den Hals,
das schmälerte hier keinesfalls
die Stimmung und die Lust am Singen,
trotz Heiserkeit und Töne-Ringen.

So ging die Zeit ganz schnell vorbei
und in dem Probeneinerlei
erfuhren wir die Kunst von Brahms.
Kaum einer von uns allen nahm’s

gelassen hin, weil Schönheit sich erwies
durch die Musik. Es folgt nun dies:
Wir haben Grund, jetzt Dank zu sagen,
für all die Mühen und die Plagen,

die sich hier Helmut reichlich machte,
in uns erneut die Glut entfachte,
zu Proben schwere Tonkunst-Kost.
Mit seiner Hilfe bleibt der Trost,

dass bald das Werk gelingen kann.
Und auch den Helfern, Frau und Mann,
gilt hier der Dank von wirklich allen,
den ganz bestimmt es hat gefallen

Magdeburg am 15.2.2009, eine Zusammenfassung in Versen von Kantorei-Bass und Dichter Dietrich Schön-Fritz.

1. September 1939 / 2009

70. Jahrestag des deutschen Angriffs auf Polen. Acht Mitglieder der Kantorei wirkten gemeinsam mit Mitgliedern anderer Chöre aus Polen und Deutschland an diesem Gedenktag bei der Aufführung des „Deutschen Requiem“ von Johannes Brahms in der Kathedrale von Stettin mit. Dietrich Schön-Fritz reflektiert das Ereignis in Versen.

Die mit Tränen säen

Dietrich besucht am 14. November 2009 das Konzert des Bach-Chores an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche und fasst seine Eindrücke in ein Gedicht. „Es soll als Ausdruck dienen, welchen Eindruck das gehörte, wunderbare Konzert auf alle gemacht hat. Ich danke für die Mühe, der sich alle lohnenderweise unterzogen haben. Herausgekommen ist ein Hörgenuss.“ ließ er den Bach-Chor wissen.

Güstrower Skizzenbuch

Dietrichs Güstrower Skizzenbuch der Chorfreizeit Himmelfahrtswochenende 2010 in Güstrow.


Magdeburg Limericks von Elke


Du hast unsre Schwächen gelindert,
uns am Detonieren gehindert,
hast uns viel gelehrt,
wir habn nicht entbehrt
den Septakkord, völlig vermindert.

Beim Singen in Sachsen – Anhalt
war’s draußen unwirtlich und ganz kalt,
doch bei den Gesängen
und himmlischen Klängen
wards selig uns
und auch warm bald.

Das Chorwesen ist manchmal widrig,
die Anzahl der Bässe eher niedrig,
trotz diesem Geschicke,
lacht uns ein Glücke:
Wir haben ja schließlich nen Dietrich.